CHOR
(von innnen, entfernt)
Zur Rache, zur Rache, zur Rache,
wir müssen ihn seh'n,
ja, wir müssen ihn seh'n!
LEONORE
(Mitt Kraft) O Gott, o Gott, nun ist's um uns gescheh'n!
O Hülfe, großer Gott, Hülfe, Hülfe!
FLORESTAN
Laß uns mit Mut dem Tod,
der Ruh' entgegengeh'n.
LEONORE
Ja, geh'n wir ihm entgegen,
er endet unsern Harm;
dein Wille, Gott, ist Segen,
ich sterb' in seinem Arm.
FLORESTAN
Ja, geh'n wir ihm entgegen,
er endet unsern Harm;
dein Wille, Gott, ist Segen,
ich sterb' in ihrem Arm.
CHOR
(näher)
Zur Rache, zur Rache!
Die Unschuld werde befreit,
Gott schützet die gerechte Sache
und straft die Grausamkeit.
LEONORE, FLORESTAN
Gott schützet die gerechte Sache
und straft die Grausamkeit.
(Don Fernando mit seinem Gefolge, Pizarro, von Polizisten geführt. Rocco, Marzelline, Jaquino, Gefangene, Volk, Wache mit Fackeln.)
CHOR
(hervortretend)
Zur Rache, zur Rache, zur Rache!
Gott schützet die gerechte Sache
und straft die Grausamkeit.
ROCCO
(Er hat sich nahe zu Leonore gedrängt.
Ihm folgt Don Fernando auf dem Fuße)
Hier sind sie!
Seht! O habt Erbarmen!
O rettet dieses edle Paar!
FLORESTAN
Wer reißt sie mir aus meinen Armen?
LEONORE
Herbei! Ich trotze der Gefahr!
FLORESTAN
Was seh' ich! Don Fernando!
DON FERNANDO
Ja, doch um die Tugend nur zu rächen,
um eure Ketten zu zerbrechen,
als euer Retter bin ich da.
LEONORE, FLORESTAN
(Zu seinen Füßen)
O Gott!
DON FERNANDO
(hebt Leonore auf)
Stegt auf, steht auf! Es ziemte mir,
mir selbst, zu euren Füßen hier
der Frauen edelste zu ehren.
ROCCO
(Zu Leonore)
Laß euch auch über mich belehren:
verfolgt hab ich euch nur zum Schein;
ich kann nicht unbarmherzig sein,
als Retter wollt ich wiederkehren.
(die Pistole zeigend)
Das hab' ich mit Gewalt geborgt,
für Mißbrauch war ich nur besorgt.
Jetzt soll mein Herz nichts mehr beschweren.
(Er wirft Pizarro einen Beutel zu)
Das gabst du mir in diesem Kauf!
Der Fluch des Himmels liegt darauf!
CHOR (Sehr lebhaft)
Bestrafet sei der Bösewicht
der Unschuld unterdrückt!
Hält nicht das strafende Gericht
der Rache Schwerte gezückt?
FERNANDO
(zu Rocco)
Du grubst des edlen Mannes Grab,
jetzt, jetzt nimm ihm seine Ketten ab.
(zu Leonore)
Doch halt! Euch, edle Frau, allein,
euch ziemt es, ganz ihn zu befrei'n.
(Leonore nimmt die Schlüssel, löst Florestan die Ketten ab,
er will hervortreten und sinkt in Roccos und Leonores Arme)