ROCCO
Wir müssen gleich zum Werke schreiten,
du mußt helfen, mich begleiten;
hart, hart ist des Kerkermeisters Brot.
LEONORE
Ich folge dir, wär's in den Tod!
ROCCO
In der verfallenen Zisterne
bereiten wir die Grube leicht;
ich tu' es, glaube mir, nicht gerne,
auch dir ist schaurig, wie mich deucht.
LEONORE
Ich bin es nur noch nicht gewohnt.
ROCCO
Ich hätte gerne dich verschont,
doch wird mir allein zu schwer,
und gar so streng ist unser Herr.
LEONORE
(Für sich) O welch ein Schmerz!
ROCCO
(Für sich) Mir scheint, er weine.
LEONORE
(Für sich) O welch ein Schmerz!
ROCCO
(Laut) Nein, nein, du bleibst hier,
ich geh' alleine, ich geh' allein,
du bleibst hier, nein,
du bleibst hier!
LEONORE
(Innig sich an ihn klammernd)
O nein, o nein, ich muß ihn seh'n,
den Armen sehen.
Und müßt ich selbst zugrunde gehen!
BEIDE
O säumen wir nun länger nicht,
wir folgen uns'rer strengen Pflicht.
MARZELLINE
(Stürmt herein)
(Atemlos hereinstürzend)
Ach, Vater, eilt!
ROCCO
Was hast du denn?
MARZELLINE
Ach ihr verweilt!
ROCCO
Was ist gescheh'n?
MARZELLINE
Mir folgt im Zorn Pizarro nach,
du bist verlor'n!
ROCCO
Gemach, gemach!
LEONORE
So eilet fort!
ROCCO
Ich gehe schon, nur noch ein Wort;
MARZELLINE
Er kommt ja schon,
du weiß ja, wie er tobet,
du kennest seine Wut.
LEONORE
Wie mir's im Innern tobet,
empöret ist mein Blut!
ROCCO
Erst hat er mich gelobet
und jetzt ist er in Wut.
(Pizarro, Offiziere und Wachen treten auf)
PIZARRO
Noch immer zaudert ihr?
Noch immer seid ihr hier? Noch immer?
ROCCO, MARZELLINE, LEONORE
Ihr müßt, weil ihr ...
Ach verzeiht, ach verzeiht!
PIZARRO
Nicht mehr ein Wort,
fort, eilig fort.
(Auf sein Schwert zeigend)
sonst findet ihr den Lohn.
ROCCO, MARZELLINE, LEONORE
Ja, wir gehorchen schon.
(Sie schleichen schüchtern ab)