JAQUINO
(Verliebt und sich die Hände reibend)
Jetzt, Schätzchen, jetzt sind wir allein,
Wir können vertraulich nun plaudern.
MARZELLINE
(Ihre Arbeit fortsetzend)
Es wird ja nichts Wichtiges sein,
ich darf bei der Arbeit nicht zaudern.
JAQUINO
Ein Wörtchen, du Trotzige, du!
MARZELLINE
So sprich nur, ich höre ja zu.
JAQUINO
Wenn du mir nicht freundlicher blickest,
so bring´ ich kein Wörtchen hervor.
MARZELLINE
Wenn du dich nicht in mich schickest,
verstopf ich mir vollends das Ohr.
JAQUINO
Ein Weilchen nur höre mir zu,
dann laß´ ich dich wieder in Ruh´.
MARZELLINE
So hab´ ich denn nimmermehr Ruh´;
so rede, so rede nur zu!
JAQUINO
Ich, ich habe habe zum Weib dich gewählet,
verstehst du?
MARZELLINE
Das ist ja doch klar!
JAQUINO
Und, und wenn mir dein Jawort nicht fehlet,
was meinst du?
MARZELLINE
So sind wir ein Paar.
JAQUINO
Wir könnten in wenigen Wochen...
MARZELLINE
Recht schön, du bestimmst schon die Zeit.
(Man pocht)
JAQUINO
Zum Wetter das ewige Pochen!
Da war ich so herrlich im Gang,
und immer entwischt mir der Fang!
MARZELLINE
So bin ich doch endlich befreit!
Wie macht seine Liebe mir bang,
es werden die Stunden mir lang.
(Jaquino öffnet die Pforte und nimmt ein
Paket entgegen und legt es in sein Stübchen)
MARZELLINE
Ich weiß, daß der Arme sich quälet,
es tut mir so leid auch um ihn!
Fidelio hab' ich gewählet,
ihn lieben ist süßer Gewinn.
JAQUINO (Zurückkommend)
Wo war ich? Sie sieht mich nicht an!
MARZELLINE
Da ist er - er fängt wieder an!
JAQUINO
Wann wirst du das Jawort mir geben?
Es könnte ja heute ja heute noch sein.
MARZELLINE
(Beiseite) O weh! Er verbittert mein Leben!
(Zu ihm) Jetzt, morgen und immer, nein, nein!
(Für sich) Ich muß ja so hart mit ihm sein,
er hofft bei dem mindesten Schein.
JAQUINO
Du bist doch wahrhaftig von Stein,
kein Wünschen, kein Bitten, geht ein.
MARZELLINE
Ich muß ja so hart mit ihm sein,
jetzt, immer, und immer nein, nein!
er hofft bei dem mindesten Schein.
JAQUINO
So wirst du dich nimmer bekehren?
Was meinst du?
MARZELLINE
Du könntest nun geh'n!
JAQUINO
Wie?
Dich anzusehn'n willst du mir wehren?
Auch das noch?
MARZELLINE
So bleibe hier steh'n!
JAQUINO
Du hast mir so oft doch versprochen.
MARZELLINE
Versprochen? Nein, das geht zu weit!
(Man pocht)
JAQUINO
Zum Henker das ewige Pochen!
MARZELLINE
So bin ich doch endlich befreit!
Das ist ein willkommener Klang,
es wurde zu Tode mir bang.
JAQUINO
Es ward ihr im Ernste schon bang;
wer weiß, ob es mir nicht gelang.